Nachrichten

EuroPN-Studie: Neue klinische Daten zur medizinischen Ernährungstherapie bei kritisch kranken Patienten

13. Juli 2022

Ein verbessertes klinisches Behandlungsergebnis bei kritisch kranken Patienten ist mit einer frühzeitig eingesetzten medizinischen Ernährungstherapie mit moderater täglicher Kalorien- und Proteinaufnahme* verbunden. Dies zeigen neue Daten der EuroPN-Studie, die am 23.05.2022 online in Critical Care1 veröffentlicht wurden.

 

Die EuroPN-Studie ist Teil der Initiative „United for Clinical Nutrition“. Fresenius Kabi, ein führender Anbieter für klinische Ernährung, hat diese weltweite Initiative im Jahr 2014 ins Leben gerufen, um das Bewusstsein für die medizinische Ernährungstherapie zu schärfen sowie die Mangelernährung in Krankenhäusern und deren Auswirkungen auf das Behandlungsergebnis der Patienten weltweit zu reduzieren. Die EuroPN-Studie ist eine der größten prospektiven Studien unter realen Bedingungen, die die Erreichung von Ernährungszielen kritisch kranker Patienten mit einem Intensivaufenthalt von mindestens 5 Tagen untersucht.1

Kritisch kranke Patienten profitieren von einer moderaten täglichen Kalorien- und Proteinzufuhr

Die Studie untersucht die Auswirkungen einer frühzeitigen Ernährungstherapie auf die klinischen Behandlungsergebnisse in der Intensivmedizin. In der Intensivversorgung wurde an Tag 2 (Median) nach Aufnahme auf die Intensivstation mit der Ernährungstherapie begonnen und dann entsprechend den Empfehlungen der European Society for Clinical Nutrition and Metabolism (ESPEN) schrittweise erhöht.1,2 Nach ESPEN-Leitlinien wurde die Kalorienzufuhr zu 83% und die Proteinzufuhr zu 65% erreicht.1

Ein positiver Einfluss auf die klinischen Behandlungsergebnisse konnte bei einer täglichen Kalorienaufnahme von 10-20 kcal/kg und einer Proteinaufnahme von 0,8-1,2 g/kg Körpergewicht beobachtet werden.1 Bei Patienten mit einer moderaten Kalorien- und Proteinzufuhr konnte die invasive mechanische Beatmung früher entwöhnt werden als bei Patienten mit einer signifikant niedrigeren oder höheren Zufuhr.1 Darüber hinaus zeigen die Studienergebnisse, dass Patienten, die täglich 10-20 kcal/kg Körpergewicht erhielten, ein wesentlich niedrigeres Mortalitätsrisiko innerhalb der nächsten 90 Tage aufwiesen als Patienten mit einer geringeren täglichen Zufuhr.1

Die Studie verdeutlicht zudem, dass die Mehrheit der kritisch kranken Patienten – geht man von den Zielen in der Leitlinie aus – nicht angemessen mit Nährstoffen versorgt wird.3,4 „Derzeit gibt es keine Studien, die untersuchen, wie die aktuellen ESPEN-Empfehlungen für die Intensivmedizin angewendet werden.

77 Krankenhäuser in 11 europäischen Ländern

In der prospektiven, länderübergreifenden Kohortenstudie wurden 1.172 kritisch kranke Patienten eingeschlossen, die für mindestens 5 Tage intensivmedizinisch behandelt wurden. Es nahmen 77 Intensivstationen aus 11 europäischen Ländern (Belgien, Deutschland, Frankreich, Italien, Österreich, Polen, Schweden, Spanien, Tschechien, Ungarn und das Vereinigte Königreich) teil.1
* 10-20 kcal/kg Körpergewicht pro Tag, 0,8-1,2 g Protein/kg Körpergewicht pro Tag


Referenzen:
1. Matejovic M et al. Medical nutrition therapy and clinical outcomes in critically ill adults: a European multinational, prospective observational cohort study (EuroPN). Crit Care. 2022; 26(1): 143. .
2. Singer P et al. ESPEN guideline on clinical nutrition in the intensive care unit. Clin Nutr. 2019; 38(1): 48-79.
3. Heyland DK et al. The prevalence of iatrogenic underfeeding in the nutritionally ‘at-risk’critically ill patient: Results of an international, multicenter, prospective study. Clin Nutr. 2015; 34(4): 659-666.
4. Vallejo KP et al. Current clinical nutrition practices in critically ill patients in Latin America: a multinational observational study. Crit Care. 2017; 21(1): 227.